Siedlungsgeschichte

Der Naturpark Niederlausitzer Landrücken ist keine Natur-, sondern eine Kulturlandschaft mit langer Geschichte. Bereits in der Bronzezeit war das Gebiet relativ dicht besiedelt. Die großen Waldgebiete des Höhenzuges und die teilweise unzugänglichen Sümpfe der Niederungen wurden aber lange Zeit vom Menschen gemieden.

Die Lusizi

Im 6. – 7. Jh. wanderten slawische Stämme aus Südosten in das Gebiet ein. Sie errichteten ihre Siedlungen und Burgwälle auf Erhebungen in sumpfigen Niederungen und an Flussmündungen, betrieben Ackerbau und Viehzucht. 14 slawische Burgen (Borchelte) gab es im Luckau-Calauer Becken. Dem slawischen Stamm der Lusizi verdankt die Lausitz ihren Namen: Lusiza (Sumpfland) = Lausitz.

Aufgrund des Braunkohlebergbaus und damit verbundenen Ausgrabungen (z.B. in Tornow) liegen gute Erkenntnisse über die Besiedlungsgeschichte der Lausitz vor. Umfangreiche Informationen hierzu bietet die Slawenburg Raddusch.

Erste Städte und Dörfer

Die Slawen wurden 936 erstmals unter deutsche Hoheit gezwungen. Es folgte eine Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen, vornehmlich zwischen Deutschen und Polen. Erst mit der zweiten Phase der deutschen Ostexpansion nach 1200 erfolgte wieder eine kontinuierliche wirtschaftliche Entwicklung.

Siedler aus dem Westen des Deutschen Reiches strömten in das Gebiet. Es entstanden viele kleine Feudalsitze (z.B. als Turmhügel oder Wasserburgen), die Städte Luckau, Calau und Sonnewalde sowie ein Netz kleiner Dörfer auf den grundwassernahen Standorten. Die ältesten Dorfkirchen (z.B. Riedebeck, Waltersdorf) stammen ebenfalls aus dieser Zeit.

Die wachsende Nachfrage nach Holz und die Anwendung neuer Technologien führte dazu, dass erst die Beckenlagen fast vollständig entwaldet und schließlich aus immer entfernteren Gebieten Holz entnommen wurde. Die zunehmende Bevölkerung rodete schließlich auch Flächen auf dem Landrücken, um Siedlungen und Äcker anzulegen. So entstanden in den Randbereichen des Beckens und auf der Hochfläche des Landrückens Heidestrukturen und die sogenannten „Bauernheiden“.

Lediglich die heutigen „Reliktwaldgebiete“ (auch Kernwaldgebiete genannt) der Rochauer und der Babben-Rehainer Heide blieben von dieser Entwicklung verschont. Auch in der Folgezeit wurden sie als Viehweide (Eichelmast) und Jagdrevier (Rotwild, Auerwild) gepflegt.

Bereits im 14. Jh. fielen Dörfer auf dem Landrücken wüst. Die kargen Sandböden waren schnell ausgezehrt und extremer Wind- und Wassererosion ausgesetzt. Um nicht zu verhungern, gaben die Bewohner ihre Höfe auf. Die Ortsnamen Wüstermarke und Sorge erinnern an diese Notzeiten. Die Heideflächen verbuschten langsam wieder.

Preußische Agrarreform

Unruhen und Kriege führten im Gebiet zu sozialen und ökonomischen Verwerfungen. Es wechselte von Böhmen zu Sachsen (1635) und zu Brandenburg-Preußen (1815). Die preußische Agrarreform brachte erhebliche Veränderungen für das Landschaftsbild. Die nährstoffarmen, trockenen Heideflächen wurden mit der schnellwachsenden Kiefer aufgeforstet, Sümpfe trocken gelegt und viele Bäche (insbesondere die Berste) begradigt. Die negativen Auswirkungen sind zumindest für die Flora belegt.

Die Veränderung der landwirtschaftlichen Nutzung erreichte in den 1960 bis 1980er Jahren ihren Höhepunkt. Im Rahmen der Kollektivierung der Landwirtschaft wurden große zusammen hängende Schläge eingerichtet, Hecken, Feldgehölze und Feuchtgebiete beseitigt.

Braunkohlebergbau

Im 19. Jh. begann in der Region die Geschichte des Bergbaus. Im Tiefbau (untertage) wurde der Rohstoff aus bis zu 25 m Tiefe geborgen. Ab 1917 wurden bei Bornsdorf die ersten Tagbaue aufgeschlossen. Der Großtagebau begann 1959 im Bereich Schlabendorf-Nord. Er nahm etwa 8.500 ha Fläche (im Bereich des Luckau-Calauer Beckens) in Anspruch, vernichtete Dörfer, Äcker und Wiesen, Wälder und Moore.

Mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 fand der Braunkohleabbau sein Ende. Zurück blieben Restlöcher und weite Kippenflächen. Extreme Standortverhältnisse (arme, z.T. lebensfeindliche Substrate und Wassermangel) erschwerten die Wiedernutzbarmachung. Doch durch planvolle Sanierung wurden Teile dieser Landschaft bald wieder landwirtschaftlicher und forstwirtschaftlicher Nutzung zugeführt. Die gern als Wüste oder Mondlandschaft bezeichneten Flächen sowie die entstandenen Seen und Sümpfe aber kristallisierten sich als überaus wertvolle weil selten gewordene Lebensräume heraus. Durch die Bemühungen von Naturschützern wurden Teilbereiche von der Wieder-In-Kulturnahme ausgenommen. Sie werden als Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere, die in der intensiv genutzten Kulturlandschaft keine geeigneten Lebensbedingungen finden, erhalten und entwickelt.